Steuern & Privilegien

Frage: Ausgehend vom Grundsatz-, Partei- und Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2025, welche steuerpolitischen Maßnahmen plant die Partei, um soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität miteinander zu verbinden? Erkläre welche Folgen hätte die Abschaffung oder Reform der Pendlerpauschale und des Dienstwagenprivilegs für verschiedene gesellschaftliche Gruppen – und gibt es gerechtere Alternativen zur Entlastung der Bevölkerung? Welche Maßnahmen plant die Partei, um Steuervermeidung und Gewinnverlagerung großer Unternehmen und Vermögender zu verhindern, damit die Steuerlast fairer verteilt wird?


Steuergerechtigkeit oder Wirtschaftswachstum? Die deutschen Parteien liegen bei der Frage, wer wie viel zahlen soll, weit auseinander. Während Grüne, SPD und Die Linke auf mehr Umverteilung und Klimaschutz setzen, wollen FDP, Union und AfD Steuerprivilegien für Unternehmen und Besserverdiener erhalten. Wer profitiert, wer verliert – und was könnte der Staat mit den Milliarden an Mehreinnahmen machen? Ein Blick auf die heiß diskutierten Steuerprivilegien und ihre Folgen.

ThemaParteien dafürParteien dagegenPotentielle MehreinnahmenProfiteure (dagegen)Profiteure (dafür)
DieselsubventionenGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD8 Mrd. EuroDiesel-Nutzer, LogistikbrancheStaat, Umwelt
KerosinsteuerbefreiungGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD7 Mrd. EuroFluggesellschaften, VielfliegerStaat, Umwelt
Subventionen für fossile EnergienGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD37 Mrd. EuroEnergieunternehmenStaat, Umwelt
Erbschaftsteuer-AusnahmenGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD5 Mrd. EuroErben großer VermögenSoziale Gerechtigkeit, Staat
CumEx- und CumCum-SchlupflöcherGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD2 Mrd. EuroFinanzinstituteStaat, Steuergerechtigkeit
AbgeltungsteuerGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD3 Mrd. EuroKapitalanlegerStaat, Niedrigverdiener
Spekulationsfrist bei ImmobiliengewinnenGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD5 Mrd. EuroImmobilieninvestorenStaat, Geringverdiener
Gewinnverlagerungen in SteueroasenGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD20 Mrd. EuroInternationale KonzerneStaat, Steuergerechtigkeit
Wiedereinführung der VermögensteuerGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD20 Mrd. EuroReiche VermögensbesitzerSoziale Gerechtigkeit
FinanztransaktionssteuerGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD15 Mrd. EuroFinanzspekulantenStaat, Bevölkerung
Gewerbesteuerbefreiung von MieteinnahmenGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD3 Mrd. EuroImmobilienbesitzerStaat, Gerechtigkeit
Steuerfreiheit für Gewinne in FamilienholdingsGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD5 Mrd. EuroFamilienunternehmerStaat, Soziale Gerechtigkeit
Nichtbesteuerung von FinanzmarktspekulationGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD10 Mrd. EuroSpekulanten und HändlerStaat, Bevölkerung
DienstwagenprivilegGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD5 Mrd. EuroUnternehmen mit DienstwagenflottenStaat, Umwelt
PendlerpauschaleGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD7 Mrd. EuroPendler mit hohem EinkommenSoziale Gerechtigkeit

Erläuterungen zur Tabelle:

  • Parteien dafür: Parteien, die die Abschaffung oder Reform der jeweiligen Subvention oder Steuerregelung befürworten.
  • Parteien dagegen: Parteien, die die Beibehaltung oder sogar Ausweitung der Regelungen unterstützen.
  • Potentielle Mehreinnahmen: Geschätzte Einnahmen für den Staat bei Abschaffung oder Reform.
  • Profiteure (dagegen): Gruppen, die von der aktuellen Regelung profitieren.
  • Profiteure (dafür): Gruppen, die von einer Abschaffung oder Reform profitieren würden.

Diese Tabelle bietet einen schnellen Überblick über die Positionen der Parteien und die potenziellen Auswirkungen der jeweiligen Maßnahmen.

Die Positionen der deutschen Parteien zu Steuerprivilegien und Subventionen variieren erheblich. Hier eine Übersicht mit entsprechenden Belegen:

  1. Niedriger Steuersatz auf Dieselkraftstoff:
    • Bündnis 90/Die Grünen: Setzen sich für die Abschaffung der Steuervergünstigung für Diesel ein.
    • SPD: Befürworten die Streichung der Diesel-Subventionen.
    • Die Linke: Fordern die Abschaffung der Steuervergünstigung für Diesel.
    • FDP, AfD, CDU/CSU: Keine expliziten Forderungen zur Abschaffung, jedoch generelle Kritik an klimaschädlichen Subventionen.
      Deutschlandfunk
  2. Vergünstigungen im Flugverkehr (z. B. Kerosinsteuerbefreiung):
    • Bündnis 90/Die Grünen: Plädieren für die Einführung einer Kerosinsteuer.
    • SPD: Unterstützen die Abschaffung der Kerosinsteuerbefreiung.
    • Die Linke: Fordern die Besteuerung von Kerosin.
    • FDP, AfD, CDU/CSU: Keine spezifischen Forderungen zur Abschaffung, jedoch allgemeine Kritik an umweltschädlichen Subventionen.
      airliners.de
  3. Subventionen für fossile Energieträger:
    • Bündnis 90/Die Grünen: Streben die vollständige Streichung von Subventionen für fossile Energieträger an.
    • SPD: Befürworten die Reduzierung dieser Subventionen.
    • Die Linke: Fordern die Abschaffung aller Subventionen für fossile Energien.
    • FDP: Plädieren für marktwirtschaftliche Lösungen und eine schrittweise Reduzierung.
    • AfD, CDU/CSU: Tendieren zur Beibehaltung oder nur teilweisen Reduzierung, um die Energieversorgung zu sichern.
      Deutschlandfunk
  4. Erbschaftsteuer-Ausnahmen:
    • Bündnis 90/Die Grünen: Setzen sich für eine Reform der Erbschaftsteuer ein, insbesondere für die Reduzierung von Ausnahmen bei großen Erbschaften.
    • SPD: Befürworten eine Überarbeitung der Erbschaftsteuer mit Fokus auf höhere Besteuerung großer Vermögen.
    • Die Linke: Fordern die Abschaffung von Ausnahmen und eine stärkere Besteuerung großer Erbschaften.
    • FDP, AfD, CDU/CSU: Keine expliziten Forderungen zur Änderung der aktuellen Regelungen.
      Bund der Steuerzahler e.V.
  5. CumEx- und CumCum-Geschäfte:
    • Bündnis 90/Die Grünen: Fordern die Schließung von Steuerschlupflöchern und eine strengere Regulierung von Finanzgeschäften.
    • SPD: Setzen sich für härtere Maßnahmen gegen solche Praktiken ein.
    • Die Linke: Plädieren für eine konsequente Verfolgung und Schließung derartiger Schlupflöcher.
      Die Linke
    • FDP, AfD, CDU/CSU: Betonen die Notwendigkeit, Steuerschlupflöcher zu schließen, ohne jedoch spezifische Maßnahmen zu benennen.
      www.bdz.eu
  6. Pauschale Besteuerung von Kapitalerträgen (Abgeltungsteuer):
    • Bündnis 90/Die Grünen: Möchten die Abgeltungsteuer abschaffen und Kapitalerträge progressiv besteuern.
    • SPD: Unterstützen die Abschaffung zugunsten einer Einkommensbesteuerung.
    • Die Linke: Fordern die Abschaffung und eine progressive Besteuerung von Kapitalerträgen.
    • FDP, AfD, CDU/CSU: Plädieren für die Beibehaltung oder sogar Senkung der Abgeltungsteuer.
      Deutschlandfunk
  7. Steuerfreiheit von Immobiliengewinnen nach Spekulationsfrist:
    • Bündnis 90/Die Grünen: Setzen sich für die Abschaffung der Steuerfreiheit nach der Spekulationsfrist ein.
    • SPD: Befürworten eine Reform zur stärkeren Besteuerung von Immobiliengewinnen.
    • Die Linke: Fordern die Besteuerung von Immobiliengewinnen unabhängig von Haltefristen.
    • FDP, AfD, CDU/CSU: Keine spezifischen Forderungen zur Änderung der aktuellen Regelung.
      Deutschlandfunk
  8. Gewinnverlagerung von Unternehmensgewinnen in Steueroasen:
    • Bündnis 90/Die Grünen: Unterstützen die Einführung einer globalen Mindestbesteuerung und die Schließung von Steuerschlupflöchern.
    • SPD: Befürworten internationale Abkommen zur Vermeidung von Gewinnverlagerungen.
    • Die Linke: Fordern strikte Maßnahmen gegen Steuervermeidung und Gewinnverlagerung.
    • FDP, AfD, CDU/CSU: Betonen die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit, ohne spezifische Maßnahmen zu nennen.
      Deutschlandfunk

9. Reduzierter Spitzensteuersatz:

  • Bündnis 90/Die Grünen: Plädieren für eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes.
  • SPD: Setzen sich für eine Anhebung des Spitzensteuersatzes ein.
  • Die Linke: Fordern eine deutliche Erhöhung des Spitzensteuersatzes sowie die Einführung einer Reichensteuer.
  • FDP, AfD, CDU/CSU: Befürworten die Beibehaltung oder Senkung des aktuellen Spitzensteuersatzes.
    Bund der Steuerzahler e.V.

10. Steuerfreiheit für Gewinne in Familienholdings:

  • Bündnis 90/Die Grünen: Setzen sich für eine Reform ein, um die Steuerfreiheit von Gewinnen in Familienholdings zu reduzieren oder abzuschaffen.
  • SPD: Befürworten eine Überprüfung und mögliche Abschaffung dieser Steuerprivilegien.
  • Die Linke: Fordern die vollständige Abschaffung der Steuerfreiheit für Gewinne in Familienholdings.
  • FDP, AfD, CDU/CSU: Keine expliziten Forderungen zur Änderung der aktuellen Regelungen.

psp.eu
Haufe

11. Ausgesetzte Vermögensteuer:

  • Bündnis 90/Die Grünen: Plädieren für die Wiedereinführung einer Vermögensteuer.
  • SPD: Unterstützen die Wiedereinführung einer moderaten Vermögensteuer.
  • Die Linke: Fordern eine umfassende Vermögensteuer zur stärkeren Besteuerung großer Vermögen.
  • FDP, AfD, CDU/CSU: Lehnen die Wiedereinführung der Vermögensteuer ab.
    Deutschlandfunk
    Bund der Steuerzahler e.V.

12. Nichtbesteuerung von Finanzmarktspekulation und Hochfrequenzhandel:

  • Bündnis 90/Die Grünen: Setzen sich für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer ein.
  • SPD: Befürworten die Einführung einer Finanztransaktionssteuer auf EU-Ebene.
  • Die Linke: Fordern eine umfassende Besteuerung von Finanzmarktspekulationen und Hochfrequenzhandel.
    Die Linke
  • FDP, AfD, CDU/CSU: Keine expliziten Forderungen zur Einführung einer solchen Steuer.
    Deutschlandfunk

13. Gewerbesteuerbefreiung von Mieteinnahmen:

  • Bündnis 90/Die Grünen: Plädieren für die Abschaffung der Gewerbesteuerbefreiung für Mieteinnahmen.
  • SPD: Unterstützen eine Reform zur Besteuerung von Mieteinnahmen mit Gewerbesteuer.
  • Die Linke: Fordern die vollständige Aufhebung der Gewerbesteuerbefreiung für Mieteinnahmen.
  • FDP, AfD, CDU/CSU: Keine spezifischen Forderungen zur Änderung der aktuellen Regelung.
    psp.eu
    Deutschlandfunk

14. Dienstwagenprivileg:

  • Bündnis 90/Die Grünen: Setzen sich für die Abschaffung oder Reform des Dienstwagenprivilegs ein, insbesondere für Fahrzeuge mit hohem CO₂-Ausstoß.
  • SPD: Befürworten eine Überprüfung und mögliche Anpassung des Dienstwagenprivilegs.
  • Die Linke: Fordern die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs.
  • FDP, AfD, CDU/CSU: Plädieren für die Beibehaltung des aktuellen Dienstwagenprivilegs.

Deutschlandfunk

15. Pendlerpauschale:

  • Bündnis 90/Die Grünen: Plädieren für eine Reform der Pendlerpauschale, um umweltfreundliches Pendeln zu fördern.
  • SPD: Unterstützen eine Anpassung der Pendlerpauschale mit sozialer Staffelung.
  • Die Linke: Fordern eine sozial gerechte Ausgestaltung der Pendlerpauschale.
  • FDP, AfD, CDU/CSU: Befürworten die Beibehaltung oder Erhöhung der aktuellen Pendlerpauschale.

Haufe


Diese Positionen spiegeln die unterschiedlichen Ansätze der Parteien in Bezug auf Steuerprivilegien und Subventionen wider.

Steuern & Privilegien: Wer zahlt, wer profitiert?

Jedes Jahr diskutieren wir über Finanzierungslücken, die Schuldenbremse und knappe Staatskassen. Doch während Sozialleistungen, Renten oder Bildung oft als Kostenfaktor im politischen Diskurs auftauchen, bleibt eine entscheidende Frage oft unbeantwortet: Warum gibt es eigentlich so viele Steuerprivilegien? Und wer profitiert davon?

Steuern sind kein rein technisches Thema – sie sind ein Spiegel gesellschaftlicher Prioritäten. Während einige Parteien mehr Steuergerechtigkeit und eine stärkere Umverteilung fordern, setzen andere auf Entlastungen für Unternehmen und Wohlhabende. Die Debatte ist alt, aber sie wird 2025 besonders relevant, denn es geht um Milliardenbeträge, die entweder in öffentlichen Haushalten fehlen oder als Subventionen an bestimmte Gruppen gehen.

Ein Blick auf die Privilegien

Die folgende Übersicht zeigt einige der umstrittensten Steuerprivilegien und welche Parteien ihre Abschaffung fordern – oder sich dagegen wehren.

Steuerprivileg / SubventionParteien für AbschaffungParteien für BeibehaltungPotentielle Mehreinnahmen
DieselsubventionenGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD8 Mrd. Euro
KerosinsteuerbefreiungGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD7 Mrd. Euro
Subventionen für fossile EnergienGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD37 Mrd. Euro
Erbschaftsteuer-AusnahmenGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD5 Mrd. Euro
CumEx- und CumCum-SchlupflöcherGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD2 Mrd. Euro
Abgeltungsteuer (niedrige Kapitalsteuer)Grüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD3 Mrd. Euro
Steuerfreiheit auf ImmobiliengewinneGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD5 Mrd. Euro
Gewinnverlagerung in SteueroasenGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD20 Mrd. Euro
Wiedereinführung der VermögensteuerGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD20 Mrd. Euro
FinanztransaktionssteuerGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD15 Mrd. Euro
Steuerfreiheit für FamilienholdingsGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD5 Mrd. Euro
DienstwagenprivilegGrüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD5 Mrd. Euro
Pendlerpauschale (ohne soziale Staffelung)Grüne, SPD, LinkeFDP, CDU/CSU, AfD7 Mrd. Euro

💰 Insgesamt könnten durch die Abschaffung dieser Steuerprivilegien über 130 Milliarden Euro jährlich in den Staatshaushalt fließen.

Wer profitiert – und wer nicht?

  • Gewinner der aktuellen Steuerprivilegien:
    Unternehmen, Wohlhabende, Finanzspekulanten, Vielflieger, Immobilieninvestoren und große Erben.
  • Verlierer der Steuerprivilegien:
    Der Staat, der öffentliche Investitionen (Bildung, Gesundheit, Infrastruktur) nicht finanzieren kann.

Doch auch die Gegenseite hat Argumente: Eine stärkere Besteuerung könnte laut FDP, CDU/CSU und AfD Investitionen bremsen, Unternehmen ins Ausland treiben und den Wirtschaftsstandort Deutschland schwächen. Die Frage ist also nicht nur eine der Moral, sondern auch der langfristigen wirtschaftlichen Effekte.

Fazit: Wer entscheidet über unsere Zukunft?

Die Wahl 2025 wird nicht nur darüber entscheiden, wer Deutschland regiert, sondern auch, ob Steuerprivilegien abgebaut oder weiter verteidigt werden. Wer eine gerechtere Verteilung der Steuerlast will, muss sich bewusst machen, dass jede Stimme mit darüber entscheidet, ob der Staat sich weiter in Schuldenbremse-Debatten verheddert – oder ob neue Einnahmequellen erschlossen werden.

Welche Steuerpolitik bevorzugst du? Mehr Gerechtigkeit oder mehr Wirtschaftsfreiheit? Schreib es in die Kommentare! ✍️📢